Medizinische Infos für FLINTA* Personen

Table of Contents

    Innerhalb des Arbeitskreis AK FFFR des Medinetz Halle Saale e.V. wurden verschiedene Themen zum gesundheitlichen Support von FLINTA* Personen zusammengetragen, um wichtige Informationen in leichter Sprache zugänglich zu machen. Dabei sind wir bemüht weiterhin Anlaufstellen und Unterstützungsmöglichkeiten zu sammeln und zu aktualisieren.

    Solltet Ihr Unterstützung in der Kontaktaufnahme zu bestimmten Beratungsstellen und Netzwerken benötigen, helfen wir gerne weiter.

    Schwangerschaft

    Was passiert, wenn du schwanger bist?

    Einen Schwangerschaftstest bekommst du in der Apotheke oder im Drogeriemarkt (zum Beispiel bei dm). Danach stellt eine Gynäkolog*in ( Frauenärzt*in) die Schwangerschaft fest. Wenn du keinen Gynäkolog*in kennst, melde dich bei Medinetz Halle- wir versuchen dir zu helfen eine passende Ärzt*in zu finden.

    Auf der Website GYNFORMATION sind Gynäkolog*innen und ihre Kontaktdaten in verschiedenen Bundesländern zu finden.

    Vorsorge

    Untersuchungen vor der Geburt des Kindes sind „Vorsorgeuntersuchungen“. Diese sind wichtig für die Gesundheit der Mutter und des Kindes und finden meistens einmal im Monat statt. Bei diesen Untersuchungen wird ein Mutterpass ausgefüllt, den man immer zu den Untersuchungen mitbringen soll.

    Wenn Flüssigkeit oder Blut aus der Scheide fließt, die schwangere Person Fieber oder Schmerzen hat oder auf den Bauch gefallen ist- muss man sofort zur Ärzt*in.

    Geburt

    Bei der Anmeldung im Krankenhaus kann die Mutter sagen, wenn sie Angst oder Wünsche hat. Es werden auch Fragen gestellt wie: Haben Sie schon Kinder? Gab es schon mal Komplikationen oder Probleme? Haben Sie Narben am Bauch oder der Vagina, von einem Kaiserschnitt, einer Operation oder einer Beschneidung?

    Viele Frauen* gehen für die Geburt des Kindes in ein Krankenhaus. Vorher muss man sich dort anmelden. Am besten man meldet sich schon früh dort an, wenn man den Geburtstermin weiß. Eine Geburt im Krankenhaus kostet Geld. Wenn man eine Krankenversicherung hat, zahlt diese die Kosten.

    Wenn du derzeit keine Krankenversicherung hast und schwanger bist, wende dich an uns und wir prüfen gemeinsam mit dir, ob eine Versicherung vor der Geburt möglich ist.

    Nachsorge

    Nach der Geburt gibt es Nachsorgeuntersuchungen für das Kind. Dafür geht man zu Kinderärzt*innen, die das Kind untersuchen und gegen Krankheiten impfen.

    Hilfe für Mütter

    Bei verschiedenen Schwangerschaftsberatungsstellen kann man Geld für Babysachen beantragen, wenn man sie selbst nicht kaufen kann. Schwangerschaftsberatungsstellen können auch Hilfe anbieten, wenn man sich in einer schwierigen Situation befindet. Zum Beispiel wenn es Streit mit dem oder der Partner*in, Gewalt in der Familie gibt oder wenn schwangere Frauen alleine sind.

    Rechtliche Situation bei Schwangerschaft

    Schwangere Personen mit einem Asylstatus haben das Recht auf eine gute medizinische Versorgung. Dafür braucht man einen Behandlungsschein oder eine Gesundheitskarte von dem Sozialamt- damit sind die Ärzt*innenbesuche kostenlos. Für schwangere Personen ohne Krankenversicherung oder Papiere ist es oft schwer eine Ärzt*in zu finden. Medinetz Halle kann helfen eine Ärzt*in zu finden und versuchen eine Krankenversicherung zu organisieren.

    Bei schwangeren Frauen mit unsicherem Aufenthalt gilt: keine Abschiebungen sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt.

    Dieses Dokument ist eine Check-Liste für schwangere Frauen. Darin sind wichtige Dinge gesammelt, die für Schwangerschaften wichtig sind:

    Deutsch &englisch
    Deutsch &arabisch
    Deutsch & tigrigna

    Auf diesem Youtube-Kanal kann man Videos über Schwangerschaft und das Leben mit einem Baby auf Arabisch anschauen.

    Wenn du Fragen rund um Schwangerschaft und Geburten hast, dann können dir ebenfalls diese Beratungsstellen in Halle helfen: Schwangerschaftsberatung bei profamilia oder AWO

    Ungewollte Schwangerschaft

    Wenn man schwanger ist und denkt: Ein Kind?- Nein, das geht nicht- hat man die Möglichkeit eines sicheren Schwangerschaftsabbruchs. Ein Abbruch ist in Deutschland prinzipiell bis zur 12. Schwangerschaftswoche, mit Tabletten bis zur 9. Schwangerschaftswoche möglich.
    Die Bedingungen in Deutschland sind eine Voruntersuchung bei einer*m Ärzt*in, ein Gespräch bei einer Beratungsstelle und, dass man drei Tage wartet und nachdenkt, ob man es wirklich will.
    Wenn man keine Ärzt*innen kennt, nicht warten kann oder niemanden von der Schwangerschaft erzählen will – darf man auf keinen Fall selber eine Abtreibung durchführen! Dies kann schwere Verletzungen oder Tod zur Folge haben.

    Die Organisation women on web kann schwangere Personen unterstützen, die einen Schwangerschaftsabbruch brauchen. Sie bieten die Möglichkeit einer Abtreibung mit Tabletten an und unterstützen schwangere Personen, die keine Geburt wollen.

    Melde dich bei Medinetz, dann können wir gemeinsam Kontakt zu women on web aufnehmen.

    Geschlechtsspezifische Gewalt

    Manche Frauen* leben in schwierigen privaten Situationen und haben Angst zu Hause zu sein oder fühlen sich unsicher durch gewalttätige Angehörige oder Partner*innen.

    Gewaltvolle Beziehungen mit anderen Menschen haben viele Formen: durch Worte, emotional oder körperlich. Es gibt keine klaren Abgrenzungen und auch Übergriffe, die scheinbar klein wirken, können gewaltvoll sein.

    Auf dieser Website kann man Flyer zu „Unterstützung bei häuslicher Gewalt“ in verschiedenen Sprachen herunterladen (Albanisch, Arabisch, Bulgarisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Kurdisch, Mazedonisch, Persisch, Russisch, Rumänisch, Serbokroatisch, Sorani, Tigrinya, Türkisch).

    Wenn du das Gefühl hast in einer gewaltvollen Beziehung zu stecken und Hilfe oder Beratung brauchst, kannst du dich wenden an:

    Sexarbeit

    Sexarbeit ist die bezahlte Arbeit in der Sex- und Erotikindustrie und kann verschiedene Formen annehmen. Es kann auf freiwilliger Basis geschehen. Manche Frauen* arbeiten gegen ihren Willen als Sexarbeiter*innen.

    In Sachsen-Anhalt gilt das Prostitutiertenschutzgesetz (ProstSchG). Darin ist vorgesehen, dass Sexarbeiter*innen sich bei einer zuständigen Behörde anmelden (dafür muss eine Gebühr bezahlt und eine Meldeadresse angegeben werden). Für manche Menschen ist die Anmeldung schwierig, weil sie keine feste Adresse oder kein Geld dafür haben.

    Sexarbeiter*innen können in verschiedenen Bereichen Hilfe und Beratung benötigen. Zum Beispiel für psychosoziale Anliegen, Geschlechtskrankheiten und gesundheitliche Probleme, Krisen und Gewalterfahrungen, Sozialhilfe-Fragen oder Umstiegs-und Orientierungsfragen.

    • Die Beratungsstelle Magdalena ist eine Beratungsstelle für Sexarbeiter*innen.
    • Auch die AWO Fachstelle Vera kann dir helfen. Sie finden auch Sprachmittler*innen, wenn du nicht so viel Deutsch sprichst.
    • Die Organisation Aids-Hilfe berät zu Sexarbeit und Prävention von HIV und Leben mit HIV. Ebenfalls werden gratis Tests auf sexuell übertragbare Krankheiten sowie Begleitung zu Ärzt*innen angeboten.

    Genitalverstümmelung

    Bei Weiblicher Genitalverstümmelung oder FGM (Female Genital Mutilation) werden Anteile des weiblichen Genitals abgeschnitten oder verletzt. Manche Frauen verwenden auch den Begriff weibliche Genitalbeschneidung oder FGC (Female Genital Cutting). Betroffene Frauen und Mädchen können schweren Schmerzen während der Periode oder beim Wasserlassen haben. Es kann gesundheitliche Probleme bei Geburten geben. Es können auch psychische Belastungen aus der Beschneidung für manche Frauen folgen.
    Weibliche Genitalverstümmelung und -beschneidung ist in Deutschland verboten und eine Menschenrechtsverletzung.

    SAIDA International e.V. in Leipzig bietet dir Hilfe und Beratung an:
    Telefon: 0341 247 46 69
    Email: info@saida.de

    Sprechstunde für Frauen* mit besonderen Bedürfnissen

    Frau Dr. Kantelhardt ist Frauenärzt*in am Universitätskrankenhaus Halle und hat Erfahrungen mit zum Beispiel Krebserkrankungen und Genitalbeschneidung bei Frauen. In ihrer frauengesundheitlichen Sprechstunde geht sie auf besondere Bedürfnisse von Frauen* ein.

    Frauen* mit besonderen Bedürfnissen sind:

    • ältere Patien*innen
    • Patient*innen mit Nebenerkrankungen
    • Frauen nach FGM/FGC
    • Kinder
    • Patient*innen mit Sprachmittlungsbedarf
    • Patient*innen mit Behinderung

    Melde dich bei Medinetz, wenn du Hilfe von Frau Kantelhardt brauchst. Dann können wir gemeinsam einen Termin machen und dich begleiten.

    Weiterführendes

    In Halle gibt es ein Frauenzentrum, das verschiedene Beratungen anbietet. Zum Beispiel eine Sozialrechtsberatung (Renten und Sozialhilfe) und Familienrechtsberatung (Trennung, Scheidung und Sorgerecht) für Frauen*.

    Weitere Infos dazu unter: Dornrosa – Halle

    Hilfe in anderen Städten

    In verschiedenen Städten in Deutschland gibt es Medinetze und Medibüros, die Menschen ohne Papiere bei gesundheitlichen Problemen helfen:

    MEDINETZ-Standorte

    Leipzig

    • Kumpela bietet Unterstützung für schwangere Frauen* in Leipzig und aus anderen Städten, die Schwangerschaftsabbrüche benötigen. Sie sind über Email (kumpela@supernormal.net) oder Facebook zu erreichen.
    • Rosalinde Leipzig e.V. bietet Beratung und Hilfe für LSBTIQA* (lesbische,schwule, bi-, trans-, intergeschlechtliche Menschen, queere und asexuelle Menschen). Die Beratungen sind unabhängig von Nationalität, Alter, Religion, sexueller oder geschlechtlicher Identität.
    • Das Queer Refugees Network berät speziell queere, geflüchtete Menschen.

    Berlin

    • Frieda-Frauenzentrum berät Frauen* in allen möglichen Krisen-und Problemsituationen (z.B. Arbeitslosenberatung, Hilfe bei (Cyber-)Stalking, Berufsberatung, psychosoziale Beratung) und bietet auch Gruppenangebote und Kurse an.
    • Flamingo e.V. ist ein Netzwerk für geflüchtete Frauen* und Kinder. Dort gibt es eine kostenlose Rechtsberatung für Asyl-und Aufenthaltsrecht durch Berater*innen von Women in Exile.
    • Refugee Law Clinic bietet ebenfalls eine kostenlose Rechtsberatung in verschiedenen Sprachen an.
    • Familienberatungszentrum Balance bietet gynäkologische und psychologische Beratungen für Frauen* in verschiedenen Sprachen

    Erfurt/Jena

    • Frauenzentrum Brennessel in Erfurt helfen Frauen* mit der Bewältigung der Folgen von sexueller, körperlicher und struktureller Gewalt und Frauen* mit Migration- und Fluchterfahrungen in schwierigen Lebenssituationen. Die Beratung ist kostenlos und kann anonym sein.
    • Frauenzentrum TOWANDA Jena e.V. bietet eine kostenlose psychosoziale Beratung und Sozialberatung für Frauen
    • Refugee Law Clinic Jena e.V. haben Dienstags 16-19 Uhr eine kostenlose Rechtsberatung für geflüchtete Menschen
    • Jenaer Frauenhaus e.V. ist eine Beratungsstelle und ein Schutzort für Frauen* jeder ethnischen und religiösen Zugehörigkeit. Für Frauen* in akuten häuslichen Gewaltsituationen sind sie zu erreichen unter: 0177 – 478 705 2