„Haftbedingungen und unzureichende psychologische Betreuung treiben Gefangene in den Tod!“

Am 14.12.2022 hat ein Insasse der JVA Halle/Saale in der Wilhelm Busch Straße durch einen Suizid sein Leben beendet.

Diese Nachricht ist sehr erschütternd und wirft viele Frage auf.

Wie konnte es erneut zu einem Suizid in einer Einrichtung des Landes Sachsen Anhalt kommen? Seit 2014 sind allein in der JVA Roter Ochse und der bereits benannten JVA in der Frohen Zukunft 14 Menschen in die Situation gebracht worden, einen Ausweg nur in einem Suizid zu sehen.

Gesellschaftlich gesehen sollen Menschen, die in Haft kommen, weil sie sich gesetzeswidrig verhalten haben, in der Zeit des Vollzuges Rehabilitation erfahren und nach der Zeit im Gefängnis wieder vollwertig und straffrei am Leben außerhalb teilnehmen.

De facto ist es jedoch so, dass Menschen während der Zeit im Gefängnis starker psychischer und gesundheitlicher Belastung ausgesetzt sind. Sie sind während dieser Zeit auch nicht regulär krankenversichert und haben nur punktuellen Zugang zu Gesundheitsvorsorge.

Eine Sprecherin des Medinetz Halle sagt: „Die gehäuften Suizide sprechen deutlich dafür, dass die Menschen während ihrer Haftzeit scheinbar keine ausreichende psychologische Begleitung erhalten, geschweige denn das Personal entsprechend geschult ist, um im Alltag zu erkennen, wenn es Menschen mental schlecht geht. Liest man Berichte zu den Suiziden der vergangenen Jahre, wird von Landesstelle stets angegeben, dass im Vorfeld nie suizidale Absichten bekannt oder absehbar waren, stets war die Tat überraschend. Ebenfalls auffallend ist es, dass es sich häufig um Menschen handelt, die nur sehr kurze Strafen absitzen mussten. Auch Ersatzfreiheitsstrafen kommen damit immer wieder in Verbindung. Wenn man sich allein den Aufbau des Systems Gefängnis in der heutigen Zeit ansieht, muss doch klar sein, dass Menschen dort nicht ohne eine kompetente, psychosoziale Begleitung sein dürfen!“

Das Medinetz Halle/Saale betrachtet diesen aktuellen Vorfall als sehr kritisch und hat ein großes Anliegen darin, dass dieser weitere Tod eines Menschen unter staatlicher Aufsicht nicht einfach in Vergessenheit gerät oder als „unvorhersehbares Ereignis oder Einzelschicksal“ abgetan werden kann.

Die unzureichende Gesundheitsversorgung in Gefängnissen muss dringend überholt werden und noch dringender muss hinterfragt werden, für welche Handlungen eine Gefängnisstrafe noch angemessen ist.

Wir fordern das Land Sachsen Anhalt dazu auf, dafür zu sorgen, dass die Suizidrate in ihren Justizvollzugsanstalten nicht weiter steigt! Den Insassen muss eine angemessene psychologische Versorgung und Begleitung angeboten werden. Ebenfalls hoffen wir sehr, dass allen Insassen der JVA in der Wilhelm Busch Straße eine Bearbeitung des aktuellen Vorkommnisses angeboten wird um entsprechend präventiv zu handeln.

Medinetz Halle/ Saale e.V.
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